1951 gründen André Bazin und Jacques Doniol-Valcroze die Cahiers du cinéma und legen damit den Grundstein zu einer bis heute anhaltenden kritischen Auseinandersetzung mit dem Medium Film. Vor allem die Kritik an inhaltslosen Großstudioproduktionen und die Bedeutung des Regisseurs als Autor des Films waren damals das große Merkmal der Cahiers du cinéma. Inspiriert von diesem kritischen Geist soll mit dem vorliegenden Heft eine Publikation entwickelt werden, in welcher sich das Hauptaugenmerk nicht auf den Film, sondern auf die Fotografie richtet.
Als Heft des Masterstudienganges „Photographic Studies“ der Fachhochschule Dortmund dient es als eine Plattform für das Denken über Bilder, ihre Verwendung und Spielarten. Kein Bildband, sondern ein Textband zum Thema Fotografie. Auch die vorgestellten fotografischen Arbeiten setzen sich mit ihrem eigenen Medium auseinander.
Dabei darf die Kritik an der Präsentation von Bildern nicht zu kurz kommen. Zum Glück gibt es noch wirklich gute Ausstellungen. Denn eine Ausstellung zu machen ist das eine, eine großartige Ausstellung zu sehen, die über das reine Zurschaustellen schöner Dinge, die Aneinanderreihung von Zeitdokumenten oder die Präsentation großformatiger Bankfilialdekoration hinausgeht, ist das andere. Es geht um das, was sichtbar wird und nicht das, was sichtbar ist – so auch bei der besprochenen Ausstellung von Gillian Wearing.
In der vorliegenden Ausgabe finden sich Artist Statements, Rezensionen, Abhandlungen, Berichte und Interviews zu unterschiedlichsten Fragestellungen der Gebrauchsweisen von Fotografie. Manche Themen wie die Rolle des „Amateurs“ werden dabei aus differenzierten oder auch nur leicht verschobenen Blickwinkeln in den Beiträgen deutlicher skizziert. So die Rezensionen zu Rabih Mroués Arbeit The Pixelated Revolution. Diese Arbeit zeigt auf eindringliche Weise, welche Auswirkungen das „Amateurfoto“ haben kann. Im Heft finden sich unterschiedliche Auseinandersetzungen mit seinem Werk. Kein Pro und Contra, sondern zwei differenzierte Texte von zwei Autoren. Und Eugen Litwinow zeigt in seinen Statements, dass zwei Texte eines Autors zu ein und demselben Bild ganz neue Blickwinkel eröffnen können. Eine andere Möglichkeit dem liebhaberischen Bild eine Relevanz zuzuschreiben zeigt Joscha Bruckert im romka Magazine: Er führt die Fotografie auf die wahrscheinlich am weitesten verbreitete Verwendung zurück – als Träger von intimen und privaten Erinnerungen.