Alexander Hagmann

Editorial

Wie viele Magazine sich die Fotografie zum Inhalt machen und Jahr für Jahr veröffentlicht werden, lässt sich weder schätzen noch zählen und ist wahrscheinlich eher mit Mandelbrot-Mengen vergleichbar, als mit einer konstanten, überschaubaren Masse.

Einige dieser Hefte haben sich mit der Zeit zu Recht ein Profil erarbeitet, an dem man weder rütteln kann noch sollte – die Photonews z. B. wurde im Februar 25 Jahre alt und die Fotogeschichte erscheint bereits im 34. Jahrgang. Oft genug aber erhalten die Gedanken über Fotografie und die daraus resultierenden geschriebenen Worte trotzdem nicht den Raum, den sie verdienen, um die Sicht auf das Medium zu erweitern.

Anfang 2013 ist die cahiers-Heftreihe mit dem Ziel angetreten, diesen Raum zu schaffen und den bildüberfüllten Anzeigen- und Gestaltungsheften mit einer Einstellung entgegenzutreten, die nicht aus einer Laune heraus, sondern aus einer sich selbst erklärenden Dringlichkeit und Haltung entstanden ist. In der vorliegenden zweiten Ausgabe ist es Felix Koltermann, der das Wort ‚Haltung‘ benutzt, um damit ein Konzept aus Rückgrat und der damit verbundenen Grundeinstellung zu beschreiben. Dies ist nicht nur auf Seiten des professionellen Fotografen von unbestreitbarer Relevanz, sondern bedeutet auch, dass im Auswählen, Editieren und ggf. Weglassen von Inhalten bildnerischer und textlicher Natur eine Haltung und ein Bewusstsein von eben dieser unumgänglich ist. Auch wenn es dazu führt, dass man wie Piet Wessing eher vom Fotografieren abrät und gleich bei der Entwöhnung hilft.

Oder man macht sich wie Timm Starl Gedanken über gängige (oder auch bereits vergangene) Formen der Ausstellungspraxis. Humor kann auch in Fotografie und Kunst ein probates Mittel sein, um der vermeintlichen Ernsthaftigkeit bildnerischer Auswüchse auf kritische Weise zu begegnen. Dafür muss man dann tatsächlich nicht mehr fotografieren; es reicht schon, dass man an Stelle ehemaliger russischer Staatspräsidenten oder eines Finanzministers vor der Kamera sitzt.

Hauptziel der Anzeige: man soll den Kindern den Spaß vom Gesicht ablesen können.

Aber nicht ohne Fisch in der Hand.